34. SONNTAG IM JAHRESKREIS
CHRISTKÖNIG

Evangelium nach Lukas (23,35-43)

Gedanken zum Fest

Fest Christkönig. Ein noch relativ junges Fest. Es wurde 1925 von Papst Pius XI eingesetzt. Entgegen dem Führerkult der damaligen Gesellschaft setzten junge Katholiken mit Prozessionen und Feiern ein Zeichen gegen die Ideologie des Nationalsozialismus. Es war also ein religiös-politisches Fest, dem Führerkult der Nationalsozialisten entgegengestellt: Unser Führer, unser König, ist ein anderer. Für ihn bedeutet „Herrschen“ nicht „Beherrschen“. Nur er führt uns zum echten Leben in Frieden und Gerechtigkeit. Ein König regiert, herrscht, ist Herr in seinem Reich: Er bringt Ordnung und sorgt dafür, dass die Menschen gut leben können. Es gibt aber Herrscher und Führer, die nicht gut regieren, leiten, führen, die nur Gewalt und Unterdrückung bringen.

Unser König, Jesus Christus, ist ein anderer. Vor seinem Richter, Pilatus, sagt er: „Ja, ich bin ein König. Aber mein Reich ist nicht von dieser Welt.“ Zu seinen Freunden hat er einmal gesagt: „Ihr wisst, dass die, die als Herrscher gelten, ihre Völker unterdrücken und die Mächtigen ihre Macht über die Menschen missbrauchen. Bei euch aber soll es nicht so sein, sondern wer bei euch groß sein will, der soll euer Diener sein, und wer bei euch der Erste sein will, soll der Diener aller sein.“ Hier geht es um total andere Werte und Vorstellungen. Hier geht es nicht um Macht und Prunk und Ehre.

Schon damals hat man das nicht verstanden. Alle vier Evangelien erwähnen, wie die römischen Soldaten Jesus als Spottkönig maskieren, mit einem roten Fetzen um die Schultern, einem Schilfrohr als Zepter und einer Krone aus Dornen. Am Kreuz hat man über ihm eine Tafel anbringen lassen: "Das ist der König der Juden". Sie haben ihn nur verhöhnt: Ein König, der auf jede Machtausübung im menschlichen Sinn verzichtet, ist kein König. In dieser Welt hat man andere Vorstellungen. Einer der beiden Mitgekreuzigten hat es verstanden: „Denk an mich, Jesus, wenn du deine Herrschaft antrittst!“

Das Fest Christkönig. Ist es veraltet? Nur ein romantisches Gerede aus der Vergangenheit? Oder doch brennend aktuell? In dieser Welt geht es doch immer noch um Macht, die man mit und ohne Waffengewalt durchsetzen will. Im Großen und im Kleinen. In privaten zwischenmenschlichen Beziehungen, bei politischen Parteien, in der Wirtschaft, zwischen Staaten und Nationen. Aber nicht so ein Reich wollte Jesus, nicht in so einem Reich wollte er König sein.

Jesus hat immer vom Reich Gottes, mitten in dieser Welt der Gewalt, geredet. Er hat gesagt: „Liebt eure Feinde; tut denen Gutes, die euch hassen. Segnet die, die euch verfluchen; betet für die, die euch misshandeln“ - „Was ihr von anderen erwartet, das tut ebenso auch ihnen… Seid barmherzig, wie es auch euer Vater (Gott) ist! Richtet nicht, dann werdet auch ihr nicht gerichtet werden. Verurteilt nicht, dann werdet auch ihr nicht verurteilt werden… Erlasst einander die Schuld, dann wird auch euch die Schuld erlassen werden… Wer auf meine Worte hört ist wie ein Mann, der sein Haus auf Felsen baut: Wenn die Stürme des Lebens kommen, stürzt es nicht ein…“ Im Reich Gottes, in dem Jesus König ist, geht es um Gerechtigkeit und Frieden. Es ist ein Reich, in dem Menschen liebend miteinander umgehen. Es ist sicher nicht immer leicht Jesus hier zu folgen, uns seinen Lebensstil anzueignen und in allen Lebenssituationen zu praktizieren.

Am Fest Christkönig sollen wir uns ganz ehrlich fragen: Wer ist denn der wirkliche König und Herr unseres Lebens? Ist Jesus für mich, in meinem Leben, wie ein König? Einer, der mich leitet und führt? Suche ich bei ihm Orientierung, indem ich mir seine Sicht auf Gott und die Welt, auf die Menschen und auf mich selbst aneigne, sie übernehme und danach lebe?

Ist Jesus, der König, der in meinem Herzen regiert und für dessen Anliegen, nämlich das Reich Gottes, ich mich einsetze zu Hause, am Arbeitsplatz, in der Pfarrgemeinde?

Zum Archiv